0. Einführung

Rahmen setzen – Ziele vereinbaren

Das hier vorgestellte Leitbild geht auf einen einjährigen Entwicklungsprozess zurück, an dem sich alle Mitarbeiter und Führungskräfte der PHG Duisburg sowie Vorstandsmitglieder aktiv beteiligten. Im Rahmen dieses Prozesses wurde in fünf Veranstaltungen zunächst eine Verständigung über die Herkunft und den aktuellen Stand der PHG Duisburg hergestellt sowie Entwürfe für die Zukunft entwickelt. Dann wurde das vorliegende Leitbild skizziert und in seiner ausformulierten Version schließlich noch einmal gemeinsam diskutiert und auf seine Handlungsfolgen hin geprüft.

Allgemein wird im Leitbild der Rahmen des gemeinsamen Handelns festgelegt. Der Leitbildprozess dient dazu, sich dieses Rahmens bewusst zu werden, sich auf Eckpunkte definitiv zu einigen und diese in der Folgezeit auch einzuhalten.

Wir verstehen uns als professionelles soziales Unternehmen

Die aktuelle Lage in der europäischen Psychiatrielandschaft ist durch vielfältige Veränderungen gekennzeichnet: Ökonomisierung der Arbeit, Pflicht zu Dokumentation und Qualitätsmanagement u.a.. Die spezifische Situation der PHG Duisburg zeichnet sich zudem durch einen grundlegenden Wandel aus, von einem basisdemokratisch orientierten Verein aus Gründerzeiten der Sozialpsychiatrie zu einem professionellen sozialen Unternehmen mit langfristigen Versorgungsaufgaben.

Vor diesem Hintergrund wird das Leitbild der PHG Duisburg nicht nur als Außendarstellung einsetzbar, sondern ist zunächst einmal nach innen gerichtet. Es stellt nicht nur die Leitlinien für die Öffentlichkeit dar, sondern wirkt in schwierigen Zeiten auch als Selbstverständigung und Orientierung auf das Handeln der PHG Duisburg und ihrer Mitarbeiter. Das Leitbild muss daher umsetzbar und nachhaltig, also direkt handlungsrelevant sein und es auch längerfristig bleiben. Als Prozess-Nutzen gewinnen die am Leitbildprozess beteiligten Mitarbeiter zudem Identifikation, Engagement und Zukunftsorientierung. Indem sie ihre Arbeitszusammenhänge, deren Basis und Zukunft gemeinsam reflektieren, gewinnt die Arbeit eine zusätzliche Tiefe und Verbindlichkeit, die jenseits aller Einzelergebnisse per se qualitätsfördernd ist.

Wir geben dem Klienten die Verantwortung zurück

Die Menschen, die wir beraten bzw. betreuen, werden im Folgenden als Klienten bezeichnet. Wir haben die verschiedenen Begriffe aus der ersten Fassung des Textes dahingehend vereinheitlicht und uns wohl wissend für diesen Begriff entschieden, dass auch im psychosozialen Bereich die Begriffe „Nutzer“ oder „Kunden“ immer häufiger genutzt werden. Beide Begriffe erschienen uns sehr technizistisch.

Darüber hinaus beinhaltet der Begriff „Kunde“ unserer Meinung nach die Wahlfreiheit, nach genauer Überprüfung der Ware bzw. Dienstleistung ein Angebot wahrzunehmen – oder auch nicht. In unserer tagtäglichen Arbeit ist jedoch zu berücksichtigen, dass einige unserer Klienten den Weg zu uns nicht ganz freiwillig gefunden haben. Phasenweise oder manchmal auch für längere Zeiträume wünschen sich einige unserer Klienten nichts sehnlicher, als den Kontakt zu uns so schnell wie möglich zu beenden.

Zudem ist es ein wesentliches Ziel unserer Arbeit, den Klienten die Verantwortung für ihr Handeln und Leben zurückzugeben und uns überflüssig zu machen. Wir sind also nicht an einer „Kundenbindung“ interessiert. Und welches Unternehmen verliert schon gerne seine besten Kunden?

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1. Zum allgemeinen Rahmen der PHG Duisburg

Auf den Menschen zugehen – im Lebensraum agieren

Die Psychiatrische Hilfsgemeinschaft gehört in Deutschland zum „Urgestein“ der Sozialpsychiatrie. Der Verein wurde 1980 von Mitarbeitern des Landeskrankenhauses Viersen und des Gesundheitsamtes sowie von Angehörigen gegründet. Der Gründung gingen mehrere Jahre kontinuierlicher Treffen und Freizeitclubs in verschiedenen Stadtteilen des Duisburger Nordens voraus. Im Rahmen des Modellprogramms Psychiatrie wurde am 01.02.1982 das Kontaktzentrum eröffnet.

Wichtigste Zielgruppe der Arbeit waren chronisch psychisch erkrankte Menschen sowie deren Angehörige. Die Arbeit mit dieser Zielgruppe machte den Aufbau und das Vorhalten von Geh-Strukturen notwendig, da die betroffenen Menschen häufig nicht in der Lage waren, die bestehenden Angebote ohne Unterstützung aufzusuchen.

Von Beginn der Arbeit an war ein weiterer wesentlicher Leitgedanke „ambulant vor stationär“, der bis heute konsequent beibehalten wurde. In diesem Zusammenhang wurden schon lange vor dem „Enthospitalisierungsprogramm“ viele Patienten aus dem LKH Viersen wieder in Duisburg beheimatet. Darüber hinaus haben sich Vorstand und Mitarbeiter in den vergangenen Jahren immer für die Rechte von psychisch erkrankten Menschen eingesetzt.

Wir verstehen uns als Alternative zum Institutionsdenken

Die PHG Duisburg versteht sich von jeher als sozialpsychiatrisch im Sinne einer Alternative zum traditionellen psychiatrischen Institutionsdenken, dessen Zentralangebot immer noch die stationäre Vollversorgung bildet. Die PHG Duisburg bietet, wo immer möglich, ambulante Versorgung in der Herkunftsregion eines psychisch Kranken an, die in das natürliche Umfeld der Gemeinde eingebettet ist. Sie ist klar verortet in der lokalpolitischen Landschaft, sicher verankert in der Stadt, in der sie als zuverlässiger Teil der Versorgung eingebunden ist.

Die PHG Duisburg arbeitet trialogisch und basisorientiert. Der psychisch kranke Mensch mit seinem Lebensumfeld steht im Mittelpunkt der Zusammenarbeit. Die PHG Duisburg kooperiert mit Angehörigen und ihren Verbänden sowie Klientenverbänden (Psychiatrieerfahrene).

Wir setzen uns gesellschaftlich aktiv für die Rechte der Klienten ein

Psychische Krankheit ist immer noch ein Stigma. Es schränkt psychisch kranke Menschen in ihren Entfaltungsmöglichkeiten teilweise massiv ein. Als politisch handelnde Einrichtung mit gesellschaftspolitischer Verpflichtung setzt sich die PHG Duisburg für die Rechte psychisch kranker Menschen ein: ihr Menschenrecht auf Würde und Selbstbestimmung, ihre materielle Absicherung usw. Sie macht sich stark für die Weiterentwicklung der Versorgungsangebote und der gemeindepsychiatrischen Strukturen für Menschen mit psychischer Krankheit.

Wir verfügen über ein Bewusstsein für Menschen mit Migratonshintergrund

Im Lebensumfeld unserer Einrichtungen stellen Menschen mit Migrationshintergrund einen hohen Anteil der Bevölkerung. Die psychiatrische Versorgung dieser Personengruppe entspricht noch nicht den Notwendigkeiten. Als gemeindepsychiatrische Einrichtung in Duisburg haben wir daher ein besonderes Bewusstsein für die Gruppe der psychisch erkrankten Migranten.

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2. Die Mission

Selbständigkeit ermöglichen – Zusammenleben fördern

Die PHG Duisburg sieht ihren grundsätzlichen Auftrag in der sozialen Integration von psychisch kranken Menschen in Familie und Gesellschaft der (Heimat-)Gemeinde. Ziel ist die Förderung eines möglichst selbstständigen Lebens. Sie stellt hierzu Kompetenz, Sicherheit und Halt bereit für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die PHG Duisburg versteht sich als Bezugspunkt für Menschen, die sonst häufig keine Unterstützung erhalten würden und ohne Chance wären.

Wir bereiten einen geschützten Weg zur Eigenständigkeit

Die Mitarbeiter der PHG Duisburg beraten und begleiten freundlich, offen und unterstützend psychisch erkrankte Menschen sowie deren Angehörige. Darüber hinaus wird auch Menschen in aktuellen Lebenskrisen eine Erstberatung angeboten. Das professionelle Angebot der PHG Duisburg reicht vom unverbindlichen Kontakt in einer Anlaufstelle, über kurzzeitige Unterstützung bis zu langfristiger Beratung und Betreuung.

Ziel ist es, einen Raum und ein Übungsfeld für psychisch kranke Menschen in der Gemeinde zu entwickeln, so dass sie möglichst umfassend ihre Eigenständigkeit bewahren oder wiederherstellen können. Alle Beratungen/Betreuungen berücksichtigen die spezifischen Einflüsse der jeweiligen Nationalität, Herkunft, Kultur und Religion.

Wir stellen uns in den Dienst der Menschen im Stadtteil

Die PHG Duisburg fühlt sich im Sinne der „Pflichtversorgung“ zuständig für psychisch erkrankte Menschen in unserem definierten Versorgungsgebiet. Dies gilt insbesondere für solche Betroffenen, die aufgrund ihres Andersseins massiv ausgegrenzt sind. Eine Folge hieraus ist, dass Versorgungsangebote ständig individuell angepasst und auch allgemein weiterentwickelt werden.

In den vergangenen Jahren hat die PHG Duisburg vielfältige Angebote für psychisch erkrankte Migranten aufgebaut. Für die (Weiter-)Entwicklung von adäquaten Angeboten für diese Personengruppe fühlt sich die PHG Duisburg auch über die Grenzen Duisburgs hinaus verantwortlich.

Die PHG Duisburg nimmt gleichzeitig auf das gesellschaftliche Umfeld Einfluss: Sie unterstützt dabei, Berührungsängste abzubauen, trägt z.B. mit Informationen und Aktionen zur Entstigmatisierung und einem akzeptierenden Verständnis psychischer Krankheit bei.

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3. Das Menschenbild

Ganzheitlich denken – individuell unterstützen

Jeder Mensch, der die Angebote der PHG Duisburg nutzt, wird als eigenständiges Subjekt wahrgenommen, dem sein größtmögliches Maß an Eigenständigkeit zugestanden bzw. ermöglicht werden soll. Die Menschen mit ihren spezifischen, individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

Psychisches Kranksein hat psychologische, soziale und biologische Aspekte. Daraus folgt die Notwendigkeit, für den Klienten Schutzraum, Entlastung und Stabilisierung zu ermöglichen sowie Entwicklung zu fördern. Dazu bieten wir begleitende und koordinierende Hilfen wie z.B. sozialarbeiterische, ergo- und sozialtherapeutische sowie bewegungspädagogische Maßnahmen an. Bezüglich psychopharmakologischer Fragen und Maßnahmen leisten wir Aufklärung, Beratung und Unterstützung.

Wir verstehen Körper und Seele als Einheit

Entscheidend bei unserer Arbeit ist ein ganzheitlicher Ansatz, d.h. der Mensch ist mehr als die Summe seiner Stärken und Schwächen. Vielmehr gibt es zwischen Körper und Geist sowie den verschiedenen Eigenschaften der beiden Hemisphären vielfältige Vernetzungen und Wechselwirkungen. Praktisch bedeutet dieser Ansatz, dass wir „den Körper“ in unsere Arbeit einbeziehen.

Die Beziehung zwischen Mitarbeitern und Klienten wird auf Augenhöhe und auf der Ebene der Freiwilligkeit gestaltet. Jeder Nutzer der Angebote wird als Persönlichkeit respektiert. Seinem individuellen Lebensweg, seinen Wünschen und Anregungen werden Respekt und Wertschätzung entgegengebracht. In einem authentischen Umgang steht der Mensch als Ganzheit im Mittelpunkt und nicht sein Anderssein.

Wir sehen Konflikte als Chance innerhalb von Beziehungen auf Augenhöhe

Alle Menschen, ob Klienten oder Mitarbeiter sind verschieden. Daher sind Konflikte nicht zu verhindern. Vielmehr geht es darum, Konflikte für alle Beteiligten produktiv zu nutzen. Sie werden als Chance und Übungsfeld begriffen, Differenzen auszutragen, fair zu verhandeln und eine tragfähige Lösung zu finden. Allerdings werden Mitarbeiter zum Schutz von Person oder Gemeinschaft an kritischen Punkten wie z.B. bei jeder Form von Gewalt (gegen sich oder andere) oder bei aufkeimendem Rassismus immer Grenzen setzen.

Gleichzeitig besteht das Gesprächsangebot aus dem Verständnis heraus, dass jemand, der so handelt, in einem krisenhaften Zustand sein kann und der fachärztlichen oder psychologischen Behandlung bedarf.

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4. Der Umgang mit den Klienten

Fähigkeiten stärken – Lebensqualität aufwerten

Die Klienten stehen im Mittelpunkt der Arbeit der PHG Duisburg. Das Hauptziel der Arbeit ist, die Lebensqualität für die Klienten spürbar, langfristig und nachhaltig zu verbessern sowie sie zur Selbsthilfe zu befähigen.

Darüber hinaus verstehen wir es als unsere Aufgabe, der Selbstentwertung vieler Betroffener entschieden entgegenzutreten und immer wieder den eigenen Wert und die Einzigartigkeit eines jeden Menschen in den Vordergrund zu rücken.

Als wichtigste Hilfsquelle dienen die spezifischen Ressourcen der Klienten, die es zu fördern oder ggf. auch zu reaktivieren gilt.

Wir schaffen Voraussetzungen für ein sinnreiches Leben

Jeder Mensch braucht ein Dach über dem Kopf. Die Mitarbeiter der PHG Duisburg unterstützen die Klienten bei der Suche nach einer für sie geeigneten und gewünschten Wohnmöglichkeit.

Jeder Mensch braucht Tätigkeiten, die seinem Leben Sinn geben. Im Rahmen der PHG Duisburg werden eine Fülle solcher sinngebenden Tätigkeiten in Form von niedrigschwelligen Aufgaben, lebenspraktischen Beschäftigungs- und Arbeitsmöglichkeiten, auch kurzfristig angeboten. Das Spektrum reicht dabei von reiner Beschäftigung über Qualifizierung bis hin zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen bei der Horizonte gGmbH. Manche Angebote werden niedrigschwellig bereitgehalten ohne große Erwartungen oder Startvoraussetzungen.

Ein weiteres wichtiges Ziel: Wir eröffnen den betroffenen Menschen die Möglichkeit zu einem sinnvollen und sinnerfüllten Umgang mit ihrer Zeit. Wir verstehen dieses Angebot als die Rückseite der Arbeitsmedaille, die zwangsläufig neben der „Lohn“-Arbeit entwickelt werden muss.

Wir setzen Prioritäten mit Blick auf die Bedürfnisse der Klienten

Jedes Angebot versucht möglichst flexibel und kreativ auf das jeweilige Anliegen eines Interessenten einzugehen, wobei Ressourcen gefördert, aber auch aktive Beteiligung gefordert wird. Im Vordergrund steht für uns die Hilfe zur Selbsthilfe.

Ein wichtiges und zuverlässiges Angebot ist die Betreuung von Menschen in Krisen gemäß dem Motto „Krisen haben immer Vorrang“. Teilweise reichen in diesen Situationen die regulären Angebote nicht aus. In diesen Fällen müssen manchmal unkonventionelle Antworten und Lösungen gefunden werden.

Grundsätzlich wird die PHG Duisburg dort tätig, wo Probleme deutlich werden oder sich für die Zukunft abzeichnen. Die Angebote der PHG Duisburg erfolgen bedarfsorientiert.

Wir nutzen die Rückmeldung der Klienten zur Verbesserung der Angebote

Die Beteiligung von Klienten ist integraler Bestandteil der Arbeit der PHG Duisburg. Sie werden in die Entwicklung von Angeboten der PHG Duisburg eingebunden. In allen Einrichtungen gibt es eine Besuchervertretung. Insgesamt werden die Besucher über die Entwicklungen der Gesellschaft informiert. Eine (regelmäßige) Klientenbewertung ist uns wichtig für die weitere Planung und Ausgestaltung der Angebote.

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5. Die Mitarbeiter der PHG Duisburg

Vielfalt leben – im Team handeln

Die Grundhaltung der Mitarbeiter im Umgang mit den Klienten ist die einer gleichwertigen Beziehung, in der das Aushandeln von Perspektiven und Vorgehen auf Augenhöhe zentral ist. Dennoch sind die Funktionen von Mitarbeitern und Klienten mit unterschiedlicher Macht ausgestattet und müssen im Kontakt für die Beteiligten entsprechend klar sein und reflektiert werden.

Zur fachlichen Kontrolle, Reflexion und Weiterentwicklung der Arbeit nutzen die Mitarbeiter regelmäßige kollegiale Beratung, Supervision und Fortbildungen.

Wir identifizieren uns mit der Aufgabe und reflektieren unser Handeln

Die Mitarbeiter zeichnen sich durch eine hohe Identifikation mit der Arbeit aus, wobei ihnen ein unterstützendes Team hilfreich an der Seite steht, das eine besondere persönliche, manchmal familiäre Atmosphäre schafft. Im Kontakt mit Nutzern der Angebote sind sie empathisch, wertschätzend, verbindlich, selbstkritisch, authentisch, offen für Veränderungen, aber auch hartnäckig im Verfolgen von gemeinsam vereinbarten Zielen.

Ihr Blick gilt dem Gegenüber in seiner Ganzheit, d.h. nicht nur auf Symptome gerichtet, sondern auch auf Fähigkeiten und Eigenschaften sowie auf sein Lebensumfeld. Ihre vielfältigen Aufgaben zwingen sie einerseits je nach den Erfordernissen zu hoher Flexibilität, ermöglichen andererseits aber auch kontinuierliche (teilweise langjährige) Beziehungen zu den Klienten.

Die PHG Duisburg pflegt starke Teams, die in Alter, Kompetenz, Erfahrung sowie kultureller Herkunft vielfältig und trotzdem ausgewogen sind und in denen man sich kollegial, fair und solidarisch verhält. Eine konstruktive Arbeit in den Teams setzt voraus, die Unterschiede und Verschiedenheiten des Anderen zu akzeptieren und als Bereicherung zu verstehen.

Wir vertrauen auf klare Verantwortlichkeiten im Einsatz mit den Klienten

Die Bereitschaft, Pannen und Fehler als Chance zu begreifen und gemeinsame Lösungen zu finden, fördert das Vertrauen untereinander und stärkt die inhaltliche Weiterentwicklung der Arbeit.

Die inhaltliche Zusammenarbeit findet auf einer Basis klarer Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten statt, die klientenbezogen vereinbart werden. Sie stellt den Klienten in den Mittelpunkt, ist sachlich, konstruktiv und zeugt von einer akzeptiert großen Bandbreite an Vorstellungen von guter Arbeit.

Relevante Themen und Informationen werden standortübergreifend ausgetauscht. In schwierigen Fragen oder Situationen, bei denen es keine übereinstimmende Haltung gibt, werden gemeinsam verbindliche Lösungen gefunden.

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6. Die Leitung in der PHG Duisburg

Die Rechte des Klienten schützen – den Dialog pflegen

Die Leitung der Psychiatrischen Hilfsgemeinschaft ist verbindlich geregelt. Oberstes Organ ist die Gesellschafterversammlung. Dieses Gremium setzt sich zusammen aus Fachleuten aus der „freien Wirtschaft“, der kommunalen Verwaltung sowie aus psychosozialen Fachleuten, die alle ehrenamtlich tätig sind.

Das operative Geschäft wird von einem Geschäftsführer geleitet. Er ist den Gesellschaftern gegenüber rechenschaftspflichtig. Die tagesaktuellen personellen, fachlichen und inhaltlichen Entscheidungen werden von ihm verantwortet.

Darüber hinaus besteht eine einrichtungs- und fachbereichsübergreifende Planungskonferenz, die aus allen Leitungskräften sowie dem Geschäftsführer besteht.

Wir pflegen den Informationsaustausch innerhalb transparenter Strukturen

In jeder Einrichtung sind die Mitarbeiter Teil eines Teams. Der jeweilige Einrichtungsleiter ist Mitglied dieses Teams.

In den Teams finden Informationsaustausch und gemeinsame Beratungen statt. Entscheidungen werden im Allgemeinen im Konsens getroffen, Individualentscheidungen der jeweiligen Leiter sind möglich, bilden aber die Ausnahme.

Die Leitung versteht sich als Hüter der Rechte und des Wohlergehens der Klienten, jedes einzelnen Mitarbeiters und der Teams. Sie sorgt sich um partnerschaftliche Umgangsregeln und ihre verbindliche faire Verwirklichung. Wichtig ist ihr die Transparenz von Regeln, von Entscheidungen sowie von jeweils aktuellen Entwicklungen im inhaltlichen, organisatorischen, personellen oder finanziellen Bereich. Weitere Leitungsaufgaben sind die Auswahl der notwendigen Aufgaben, die Vermittlung der handlungsrelevanten Informationen sowie die Orientierung in unklaren Fragen.

Wir halten die Balance zwischen Inhalten und finanziellen Notwendigkeiten

Darüber hinaus sind die Leitungskräfte für das Einhalten des finanziellen Rahmens verantwortlich. Sie sorgen für ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen inhaltlichen Ansprüchen und finanziellen Notwendigkeiten.

Ebenso ist die Beachtung kultureller Unterschiede sowie die Förderung interkultureller Kompetenz eine Leitungsaufgabe. Vorhersehbarkeit und Verbindlichkeit gehören zu den Leitprinzipien der Arbeit der Leitungskräfte. Leitung versteht sich dabei als Modell und ist sich ihrer Vorbildfunktion bewusst.

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7. Die PHG Duisburg und ihr Umfeld

Netzwerke knüpfen – den Austausch suchen

Sozialpsychiatrie bedeutet für die PHG Duisburg immer auch die Vernetzung verschiedener Angebote und die Kooperation mit unterschiedlichen Trägern. Im Sinne der Durchlässigkeit und dem Abbau immer noch vorhandener Schwellenängste vernetzt sich die PHG Duisburg in Nachbarschaft, Stadtteil und Gemeinde.

Die konstruktive Zusammenarbeit mit anderen psychiatrischen und sozialen Einrichtungen ist stets Ziel der PHG Duisburg. Es werden enge Kontakte mit Krankenhäusern, niedergelassenen Nervenärzten/Psychiatern, Sozialpsychiatrischem Dienst, verschiedenen Beratungsstellen in den Bereichen Leben, Arbeit, Schulden, Sucht und Familie gepflegt. Weitere wichtige Kooperationspartner sind darüber hinaus alle Institutionen in freier und kommunaler Trägerschaft. Die PHG Duisburg kooperiert vertrauensvoll mit allen sozialpsychiatrischen Trägern in Duisburg.

Wir sichern und verbessern Qualität im fachlichen Dialog

Die Mitarbeiter der PHG Duisburg wirken und vernetzen sich in verschiedenen kommunalen und überregionalen Gruppen und Facharbeitskreisen. Ein regelmäßiger Austausch über inhaltliche Fragen und Entwicklungen trägt dazu bei, die Qualität der Arbeit zu sichern.

Die Angehörigenarbeit hat in der PHG Duisburg einen großen Stellenwert. Die Angehörigen waren schon an der Gründung des Vereins beteiligt, von Beginn an wurde ein enger Kontakt zu ihnen gesucht.

Wir beziehen die Angehörigen in unsere Tätigkeit aktiv ein

Angehörige und „Professionelle“ haben eine unterschiedliche Sicht auf die Ressourcen und Probleme der Klienten sowie auf die Lösungswege. Bei der Vorstellung über die weitere Gestaltung der nahen und fernen Zukunft der Klienten gehen die Ansichten von Klienten und Angehörigen mitunter auseinander. Darüber hinaus gibt es auch manchmal unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Unterstützung der Klienten durch die Fachkräfte aussehen soll. Beide Punkte führen verschiedentlich zu Differenzen zwischen den Mitarbeitern und den Angehörigen, da der Auftraggeber unserer Arbeit der Klient ist.

Offene Verhandlungen mit den Angehörigen führen häufig jedoch dazu, dass Lösungen gefunden werden, die für beide Seiten tragbar sind. In diesem Prozess erhalten alle Beteiligten einen Einblick in die Sichtweise des oder der Anderen. Dies verändert in der Regel auch den eigenen Blickwinkel.

Zurzeit gibt es zwei verschiedene Angehörigengruppen (für Eltern und für Partner) bei der PHG Duisburg. Darüber hinaus sind die Angehörigen mit einem festen Sitz im Vorstand des Vereines vertreten und hierüber auch in den Leitbildprozess eingebunden.

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8. Ausblick

Angebote sichern – Qualität verbessern

Als zukunftsfähiger Träger mit langjähriger Erfahrung wird die PHG Duisburg auch weiterhin aktiv tätig sein bei der Entwicklung von angemessenen Versorgungsangeboten und gemeindepsychiatrischen Strukturen für Menschen mit psychischen Problemen, deren Angehörige und Freunde.

Dabei gilt es einerseits in engem Kontakt mit den Klienten, ihrer Angehörigen und ihrem Umfeld die bestehenden Angebote abzusichern und weiter zu entwickeln. Andererseits geht es auch darum, Versorgungslücken aufzuzeigen und entsprechende neue Angebote zu entwickeln. Zunehmende Bedeutung gewinnen u. a. Themen wie die Begleitung von Menschen mit Doppeldiagnosen (Sucht und Psychose, geistige Behinderung und psychische Erkrankung), (sexueller) Gewalterfahrung, Depression im Alter, demenziellen Alterserscheinungen.

Wir orientieren die Erweiterung unseres Angebots an Versorgungslücken

So ist beispielsweise die Zahl der Menschen mit einer zusätzlichen Suchterkrankung in den vergangenen Jahren rapide angewachsen. Schon aus fachlichen Gründen ist es daher notwendig, sich dieser Entwicklung anzupassen und die Mitarbeiter in diesem Bereich weiter zu qualifizieren.

Gleiches gilt für Menschen mit sexueller Gewalterfahrung. Durch die Enttabuisierung dieses Themas haben wir in den letzten Jahren verstärkt festgestellt, dass ein großer Teil unserer Klienten unter einer Gewalterfahrung leidet. Hier gilt es spezielle Angebote für diese Menschen zu entwickeln.

Wir reagieren auf Veränderungen der Hilfeplanungen im Sinne der Klienten

Seit der Zeit der Psychiatrieenquete gab es nie so viele Veränderungen und Umbrüche wie in den letzten beiden Jahren. Die Einführung des individuellen Hilfeplanverfahrens und der Hilfeplankonferenzen durch den Landschaftsverband Rheinland haben die Arbeit deutlich verändert. Gleichzeitig hat die Öffnung des Angebotes des ambulant betreuten Wohnens für „private“ Träger auch in der ambulanten Psychiatrie das Zeitalter der Ökonomisierung eingeläutet.

Bei den neueren Entwicklungen wie dem trägerübergreifenden „persönlichen Budget“ oder der „integrierten Versorgung“ kann man noch nicht genau abschätzen, in welche Richtung sie die weitere Entwicklung vorantreiben. Vieles spricht jedoch im Moment dafür, dass bei der weiteren Entwicklung die ökonomischen Aspekte, sprich die Kostensenkung im Vordergrund stehen und inhaltliche Aspekte in den Hintergrund treten. Die Psychiatrische Hilfsgemeinschaft wird diese neuen Entwicklungen kritisch begleiten und Veränderungen, die zum Vorteil unserer Klienten sind, aufgreifen, vorantreiben und umsetzen.

Wir streben den Aufbau einer Beratungsstelle für Migranten an

Darüber hinaus werden wir die begonnene Arbeit im Bereich Migration nach innen und nach außen fortsetzen. Ziel ist die Verbesserung der Versorgung in mehreren Bereichen. Durch die Einrichtung einer Gruppe für Angehörige von Menschen mit Migrationshintergrund sollen auch die Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen die Möglichkeit zum Austausch erhalten. Darüber hinaus haben wir uns im Jahr 2005 auch auf die Betreuung von geistig behinderten Migranten spezialisiert.

Ein mittelfristiges Ziel ist der Aufbau einer psychosozialen Beratungsstelle für Migranten. Hier könnten die verschiedenen Angebote der PHG Duisburg integriert werden.

Insgesamt werden wir uns, wie schon in der Vergangenheit, auch in Zukunft auf den weiteren Auf- und Ausbau sowie die Weiterentwicklung ambulanter und gemeindeintegrierter Strukturen konzentrieren.